5/03/2012

senpai& kôhai

Heute möchte ich euch das senpai-kôhai-System vorstellen, welches fest in der japanischen Gesellschaft verankert ist und dort unter anderem in Schulen, Firmen, Sportvereinen und auch in der Budô-Ausbildung eine sehr wichtige Rolle spielt. Es geht um die Beziehung zwischen erfahreneren und unerfahrenen Schülern/Mitgliedern einer Gruppe. Erstere werden als senpai (先輩) bezeichnet und haben mir ihrer Karate-Ausbildung schon früher begonnen. Letztere, die jüngeren/ neuen Schüler, werden kôhai (後輩) genannt. Schließlich werden Schüler, die zur gleichen Zeit mit dem Training begannen, dôhai (同輩) genannt. 


Ähnlich wie bei älteren Geschwistern kommen den senpai mehrere verantwortungsvolle Aufgaben zu. Sie sollen die kôhai anleiten, ihnen Orientierung und Ratschläge geben, ihnen ein gutes Vorbild sein und sich um deren Entwicklung kümmern. Der senpai muss sich darum bemühen, dem kôhai so gut er kann behilflich zu sein, ihm durch vorbildliches Verhalten, Konzentration und Anstrengung im Training zu zeigen, was von einem karateka erwartet wird. Die kôhai wiederum sollten ihren senpai nacheifern und ihnen mit Respekt begegnen.

Hierzu eine interessante Anekdote aus einem Buch, dass ich jedem Karateka nur empfehlen kann:

"Der Karateka lernt von seinem sempai den Kampfgeist.
In einem Vergleich gesprochen: Wenn der Lehrer der Fahrer ist und die Klasse der Motor, dann sind die sempai die Antriebswelle, die den Rest der Maschine zum Arbeiten bringt. [...] Wenn etwa ein Student mit seinen Kräften sparte oder schwächelte, dann stießen, schubsten, traten ihn und stachelten ihn irgendwie an, damit er wieder ein kleines bißchen weiter über sich hinausging, als er es sich je zugetraut hätte. 
Einmal, als wir uns während der Unterrichtsstunde im Kommando des Lehrers mit Fußtritten und Fauststößen über den Boden bewegten, verlangte er von uns, mit jeder Bewegung weiter voranzukommen, tiefer zu stehen und schneller zu werden. Wir standen bereits tief und meine Beine zitterten vor Erschöpfung. Ich machte mich fertig und wartete auf das Kommando und als es kam, sprang ich so weit vorwärts und so schnell, wie ich nur konnte. Mit einer Kraft, die mich geradewegs vom Boden abhob, bekam ich einen Tritt in den Allerwertesten. Zornig drehte ich mich um. Es war mein sempai, Okuda. "Beweg' Dich!", sagte er. [...] Irgendwie schaffte ich es, ein bißchen mehr Schnelligkeit und Weite zu entwickeln, aber trotzdem erhielt ich in den nächsten zehn Minuten einige weitere freundliche Erinnerungen auf meinen Hintern. Unsere sempai zeigten uns, daß Aufgeben die schlimmste Schande bedeutet, auch wenn es manchmal unvermeidlich war zu verlieren. Sie waren sowohl Freunde als auch Tyrannen. Später, wenn wir im Rang aufgestiegen waren, würden wir diesen Kampfgeist an andere weitervermitteln. "
 
(aus Moving Zen: Zen in der Bewegung von C.W. Nicol, S. 58, erschienen bei Schlatt-books)

Allerdings darf dieses Prinzip nicht missverstanden oder gar missbraucht werden. Je erfahrener der senpai, desto größer ist seine Verantwortung für sich selbst und den Rest der Gruppe. Er drängt sich niemals auf und darf den kôhai nicht herumkommandieren oder drangsalieren. Während bei unerfahrenen Schüler am Anfang immer mal ein Auge zugedrückt werden kann, darf ein erfahrener Schüler bei Fehlverhalten vom sensei kein Verständnis erwarten. 


Die senpai-kôhai-Beziehung soll das Zusammengehörigkeitsgefühl und die Disziplin der Gruppe stärken. Motiviert durch ihre senpai, können lernwillige kôhai schneller das richtige Verhalten eines karateka erlernen und bessere Fortschritte machen, denn nur wer mit erfahrenen, starken Partnern trainiert, kann selbst besser werden. Es nützt jedem in der Gruppe, vom blutigen Anfänger, über die Fortgeschrittenen und Danträger bis hin zum sensei, es steigert die Qualität des Trainings und verbessert die Atmosphäre im Dôjô.

Auch wenn dieses Prinzip aus europäischer Sicht vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig erscheint, wäre es doch sehr schön, wenn es auch in unserem Verein mehr Anwendung finden würde... ;)

Oss

5/01/2012

12. Mai - Spezialtraining unter freiem Himmel

Das Training am Samstag (12. Mai) in Liebertwolkwitz wird (bei trockenem Wetter) unter freiem Himmel abgehalten. Wir bitten um rege Teilnahme und laden auch alle Eltern, Geschwister, Omas, Opas und Freunde zum Zuschauen ein. Bitte bringt vernüftige Turnschuhe mit. Bei schlechtem Wetter wird wie gewohnt im fit&fair trainiert. 


René wird das Training leiten... :)

Oss